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20.05.2022|TULIP

“Relevante Apps statt Nice-to-Have”

Mit TULIP komplettiert DMG MORI die Digitalisierung der gesamten Prozesskette und stellt gleichzeitig den Menschen in den Mittelpunkt dieser Transformation.

DMG MORI nutzt TULIP seit geraumer Zeit in der Spindelmontage.

Seit 2019 kooperiert DMG MORI mit TULIP. Mit seiner No-Code-Plattform hat es sich der amerikanischen Software-Anbieter zur Aufgabe gemacht, sowohl manuelle Handlungsstränge – beispielsweise in der Montage oder Qualitätskontrolle – als auch maschineninterne Vorgänge durch TULIP Apps zu visualisieren und Prozesse mit relevanten Datenabfragen anzureichern. Andererseits lassen sich auch Prozesse auf der Maschine in TULIP integrieren. Anwender können diese Apps ganz ohne spezielle Programmierkenntnisse erstellen. Mehr noch: Sie gestalten die Digitalisierung ihrer Abläufe aktiv und individuell. Marius Schmiedt, Head of Operational Excellence bei DMG MORI spricht im Interview darüber, wie DMG MORI TULIP gewinnbringend in sein Portfolio integriert – sowohl im eigenen Tagesgeschäft als auch im Fertigungsalltag der Kunden.

Herr Schmiedt, was hat TULIP als Kooperationspartner für DMG MORI so interessant gemacht?

Marius Schmiedt, Head of Operational Excellence bei DMG MORI 

Im Werkzeugmaschinenbau gilt DMG MORI als Vorreiter bei der Digitalisierung von Fertigungsprozessen. Da wir in diesem Bereich sehr ganzheitlich denken, ist es nur folgerichtig, auch Aufgaben einzubeziehen, die nicht unmittelbar auf der Maschine stattfinden, üblicherweise aber manuell getätigt werden. Klassische Beispiele sind die Montage und Qualitätskontrollen. Mit TULIP haben Anwender die Möglichkeit, solche Prozessschritte digital zu begleiten – sei es in Form von Anleitungen, die einzelne Montageschritte visuell erklären, oder einer Datenerfassung bei Messungen im Qualitätsmanagement. 


DMG MORI ist einer dieser Anwender. Wie haben Sie TULIP in Ihren Werken integriert?

Das war in der Tat der erste Schritt. In unserer Produktion haben wir schnell Anwendungsfälle eruiert, die wir mit Hilfe von TULIP Apps optimieren konnten. Eine dieser Apps unterstützt von Beginn an das Team in der Spindelmontage am Standort Pfronten. Das kommt zunächst den Fachkräften zugute, die neu angelernt werden. Videos veranschaulichen jeden Handgriff. Darüber hinaus trägt TULIP zur Qualität bei, weil die einzelnen Arbeitsschritte quittiert werden müssen. Auch in der monoBLOCK Excellence Factory setzen wir TULIP erfolgreich ein. Mit interaktiven Checklisten und Prüfplänen wird der gesamte Montageprozess der monoBLOCK Bearbeitungszentren in Echtzeit dokumentiert. Das gewährleistet eine durchgängige, montagebegleitende Qualitätsprüfung.

Von diesen Erfahrungen profitieren letztlich auch Ihre Kunden…

Das stimmt. Wir haben TULIP intensiv intern verprobt. Über 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter allein in Europa sind bereits im Umgang mit der Plattform geschult. Die Schulung umfasst im ersten Schritt einen Überblick, wie TULIP funktioniert. Ein zweites Modul vermittelt dann die eigentliche Programmierung der App, wobei Programmierung zu viel gesagt ist. Die Bedienung der No-Code-Plattform ist sehr intuitiv. Heute setzen wir TULIP in allen Werken und vielen Zentralabteilungen erfolgreich ein. Diese Erfahrung geben wir natürlich an unsere Kunden weiter. Wir unterstützen sie dabei, geeignete Anwendungsfälle für TULIP zu finden und diese umzusetzen. Zentral ist dabei die Frage, wo TULIP Apps einen realen Nutzen haben und mehr sind als nur ein Nice-to-Have.

Wie lässt sich dieser Nutzen genau bestimmen?

Es geht natürlich darum, wie schnell sich die Investition in TULIP, also Lizenzgebühren, das App Building und die Schulung des Personals, amortisiert. Wir gehen dabei in der Regel von sieben bis acht Monaten, maximal einem Jahr aus. Danach sind die Prozesse derart optimiert, dass TULIP die Wirtschaftlichkeit in der Produktion maßgeblich steigert. Vor allem die einfache Bedienung der TULIP Plattform motiviert die die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eines Unternehmens, eigene Apps zu bauen. Das ist ein kreativer Prozess, der zu immer neuen Anwendungen führen kann.

Sie hatten als konkrete Beispiele manuelle Montageoperationen und Qualitätskontrollen angesprochen. Mit konkretem Blick auf den Shopfloor läuft TULIP läuft ja auch unmittelbar auf der CELOS Oberfläche. Können Sie hierzu Anwendungen nennen, bei denen Bedienerinnen und Bediener direkt an der Maschine von TULIP Apps profitieren können?

TULIP lässt sich unmittelbar auf der CELOS-Oberfläche von DMG MORI Maschinen nutzen.

Ein gutes Beispiel sind Automationslösungen, die heutzutage immer flexibler auch kleine Losgrößen abarbeiten. Über mehrere Schichten hinweg ist es erforderlich, den Überblick zu behalten. Ohne diesen Überblick könnte ein Werkstück im schlimmsten Fall mit einem falschen NC-Programm bearbeitet werden – mit der Folge einer potenziellen Kollision und eines Maschinenstillstand. Ein Kunde hat eine TULIP App erstellt, die alle Rohteile erfasst, bevor sie in die Automation kommen, und auch das Ausbuchen der fertigen Teile übernimmt. Das gewährleistet eine korrekte und prozesssichere Abarbeitung der Aufträge.

Wie steht es grundsätzlich um die Datensicherheit der Kunden? Wissen die TULIP Anwender beispielsweise zu jeder Zeit genau, wer aus welchem Grund gerade Zugriff auf die Daten hat und besteht grundsätzlich die Möglichkeit, dass Kunden souverän und jederzeit bestimmen können, wann welcher Partner Zugriff auf die Daten hat?

Der Zugriff auf Daten lässt sich auf Kundenseite über bestehende Authentifizierungen in den Unternehmen lösen und mit Hilfe von Rollenprofilen innerhalb von TULIP. Diese legen fest, wer was sehen und ändern darf. Grundsätzlich verfolgt TULIP aber das Ziel der Transparenz, um redundante Daten zu vermeiden und Prozesse miteinander zu verknüpfen. TULIP will keine Daten-Silos schaffen. In der Beziehung zwischen Kunde und Lieferant bietet TULIP sowohl den Standard REST API als auch eine Möglichkeit, TULIP-Instanzen von Kunden und Lieferanten zu verbinden. Die Speicherung der Daten erfolgt in Europa durch Microsoft Azure.


TULIP steht für eine Digitalisierung, die den Menschen im Mittelpunkt sieht. Wie äußert sich das in der Praxis?

Wir haben mittlerweile viele Beispiele, in denen die Personen vor Ort ihre tagtäglichen Probleme lösen können. Mit TULIP haben wir ein Tool, das in den Leitplanken der Zentralen IT genutzt werden kann. Außerdem betreiben wir den agilen Entwicklungsansatz, bei dem viele Schleifen inklusive Feedback und Lernen im Fokus stehen. Wir wollen also nicht am Problem vorbei Lösungen bauen. Ein gutes Beispiel ist auch die interne Verprobung in unserer monoBLOCK Excellence Factory. Als sie konzipiert und gebaut wurde, hat DMG MORI das dortige Team stark eingebunden, um die Montage der Maschinen für alle Beteiligten möglichst ergonomisch und effizient zu gestalten. Das betraf auch die Erstellung der TULIP App, bei der sich die einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einbringen konnten. Mit anderen Worten: Sie haben die Digitalisierung nach ihren Anforderungen vorgenommen und mussten sich nicht irgendwelchen starren Systemen unterwerfen.


Eine Herausforderung in der Digitalisierung ist nach wie vor der Umgang mit den zahlreichen Daten. Wie erfasst TULIP diese im Kontext beispielsweise mit ERP und MES?

ERP und MES sind übergeordnete Systeme, die Abläufe vom Auftragseingang über die Fertigung bis zum Auftragsabschluss managen und die Personen auf dem Shopfloor haben oft keinen direkten Zugang zu diesen Informationen. Mit TULIP kann man den Personen auf dem Shopfloor die relevanten vorhandenen Informationen übersichtlich und schnell bereitstellen Des Weiteren gibt es auf der unteren Prozessebene jedoch immer wieder Schritte, die von einem MES nicht erfasst oder vorgegeben werden, beispielsweise Quality Gates oder Freigaben. An der Stelle kommen meist wieder Excel-Tabellen oder sogar Papierdokumente zum Einsatz. TULIP Apps fungieren hier als Konnektoren, die Informationen aus dem ERP System live anzeigen und Daten aus der Fertigung zurückspielen können. Überspitzt gesagt „zwingt“ TULIP ein Unternehmen, „in Daten zu denken“. Das ist ein wichtiger Schritt in der digitalen Transformation. Bereiche müssen über Prozesse und Daten sprechen und ein gemeinsames Datenmodell des Unternehmens finden.


Lassen sich dadurch mittelbar oder unmittelbar Rückschlüsse auf die jeweiligen Bedienerinnen und Bediener ziehen?

Prinzipiell ja, aber TULIP kann auch mit anonymen Konten genutzt werden. Somit ist keine unmittelbare Beziehung von Daten zu Personen möglich. Bei sehr sensitiven Prozessdaten lasst sich die TULIP App entsprechend anpassen, dass keine Rückschlüsse möglich sind. Lediglich die relevanten Prozessdaten werden dann gespeichert. Der Rest kann automatisiert gelöscht werden.

Mit TULIP unterstützen Sie die digitale Transformation ganzer Prozessketten, auch abseits der Werkzeugmaschinen. Welche Visionen haben Sie in diesem Zusammenhang?

TULIP unterstützt in der Montage mit Schritt-für-Schritt-Anleitungen und lässt sich auch mit IoT-Equipment wie beispielsweise Pick-by-Light-Systemen verbinden.

TULIP kann hier als zentraler Baustein der Digitalisierung fungieren, weil sich IoT-Equipment sehr einfach in einbinden lässt – beispielsweise Barcodescanner, Drehmomentschlüssel oder Pick-by-Light-Systeme in der Montage. Auch die Nutzung von TULIP in Verbindung mit Kameras ist bereits möglich. Durch Bewegung oder Farben kann eine App Zustandsänderungen oder Hände und Personen in gefährlichen Zonen erfassen. Eine automatische Erkennung von Schlechtteilen durch künstliche Intelligenz ist ebenfalls denkbar. Das Starke an TULIP ist, dass das alles „on Bord“ mit der Plattform kommt.


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